Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Regionalgruppe Westlausitz

Fahrradmitnahme im Regionalzug

Fahrradmitnahme im Regionalzug © ADFC

ADFC zum Ausbau Görlitz-Berlin: Görlitz erst mal an Dresden anschließen!

Am Mittwoch unterzeichnen Ministerpräsident Kretschmer und der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG, Richard Lutz, in Görlitz eine Finanzierungsvereinbarung für den Ausbau der Fernbahnstrecke Görlitz – Cottbus – Berlin.

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club Sachsen (ADFC) kritisiert aus diesem Anlass den schleppenden Fortschritt der Elektrifizierung zwischen Wroclaw und Dresden.

„Schon seit über 20 Jahren gibt es einen Staatsvertrag für eine fernverkehrstaugliche Strecke zwischen Sachsen und Niederschlesien“ sagt Konrad Krause, Geschäftsführer des ADFC Sachsen. „Für den Radtourismus in Sachsen ist eine Fernbahnverbindung von Wroclaw und Dresden essentiell. Man muss kein studierter Touristiker sein, um zu wissen: Mit lauten Bummelzügen lockt man keine Touristen in die Lausitz.“

An der Strecke liegen gleich drei Radfernwege von teils internationaler Bedeutung: Neben dem Oder-Neiße-Radweg in Görlitz würde der Anschluss Bautzens an das Fernbahnnetz den Spreeradweg anbinden und in Dresden eine weitere attraktive An- und Abreisemöglichkeit zum Elberadweg hinzufügen. „Fernverkehr auf dieser Strecke ist eine wichtige Voraussetzung für den Radtourismus in der Oberlausitz und zentral für das Zusammenwachsen der Grenzregion“ ist Krause überzeugt.

„Insbesondere Radtouristen sind auf zuverlässige und schnelle Züge mit ausreichender Transportkapazität angewiesen. Und Fernverkehr in die Lausitz wird es nur auf einer elektrifizierten Strecke geben“ erklärt Krause. In den letzten Jahren hat der Radtourismus in ganz Deutschland noch einmal einen kräftigen Schub bekommen. Radreisende sind bereit, viel Geld für Verpflegung, Gastronomie und Unterkunft in die Region zu bringen. Die Lausitz hat enormes radtouristisches Potential, gerade auch für Gäste aus Tschechien und Polen. Bereits jetzt verfügt die Lausitz über wichtige touristische Routen wie die Seenland-Route, den Oder-Neiße-Radweg und den Spree-Radweg. „Aber die werden natürlich ihr Potential nur entfalten, wenn die Leite komfortabel mit der Bahn anreisen können“, sagt Krause.

Hintergrund

Jede dritte Radreise beginnt mit einer Zugfahrt. Dies geht aus der jährlichen Radreise-Analyse der ADFC hervor. Aus Sicht des ADFC wäre das Potential wesentlich größer, wenn die Geschwindigkeiten und Mitnahmekapazität in Zügen stärker auf Radtouristen eingestellt wären. Im Gegensatz zur Anreise mit dem eigenen Auto bietet eine Anreise mit dem Zug auch die Möglichkeit, dass sich Start- und Zielort unterscheiden können. Dies trifft auf die meisten Radreisen zu, erlaubt mehr Kombinationsmöglichkeiten und führt dazu, dass die Menschen zum Urlaub öfter in die Region zurückkommen.

Seit vielen Jahren boomt der Radtourismus in Deutschland. Doch an der Oberlausitz geht dieser Boom bislang in weiten Teilen vorbei. Obwohl die Region mit restaurierten Stadtkernen, interessanten Sehenswürdigkeiten und einer abwechslungsreichen Landschaft eigentlich eine Menge für den Urlaub auf dem Rad bietet, ist hier bisher radtouristisch noch nicht so viel los, wie in anderen Regionen Deutschlands. Das liegt nicht nur an Lücken im Radwegenetz, sondern ist aus Sicht des ADFC ganz wesentlich auf die schlechte Fernbahnanbindung von Ostsachsen zurückzuführen.

Schon 2003 hat die Bundesregierung mit den polnischen Nachbarn die Elektrifizierung der Eisenbahnstrecke Dresden-Bautzen-Görlitz-Wroclaw vereinbart. Während die Oberleitung in Polen seit 2019 vertragsgemäß steht, dümpeln die Planungen auf deutscher Seite zwischen Görlitz und Dresden vor sich hin und wurden zwischenzeitlich sogar komplett ausgesetzt. Diese verlorenen Jahre sind ein Hemmnis für den Radtourismus in Sachsen, kritisiert der ADFC.


https://westlausitz.adfc.de/pressemitteilung/adfc-zum-ausbau-goerlitz-berlin-goerlitz-erst-mal-an-dresden-anschliessen

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